ADVENTSKALENDER

Samstag, 21. Dezember 2013

Die Geschichte vom Katamaran

Ein Schiff wird kommen - um genau zu sein ein Katamaran! Im Jahr 2004 war die MS Starnberg, ein Katamaran, das neueste Mitglied und der ganze Stolz der Flotte der Staatlichen Seenschifffahrt auf dem Starnberger See. Nur vier Tage nach der Taufe des Schiffs erlitt die Euphorie jedoch einen erheblichen Dämpfer. Ob die dramatischen Ereignisse des 23 . Mai 2004 in direktem Zusammenhang mit der Schiffstaufe stehen, ist zwar nicht gesichert. Diese missglückte immerhin: Sybille Faltlhauser, die Frau des damaligen Finanzministers Kurt Faltlhauser, brauchte drei Anläufe, um die Sektflasche am Rumpf zu zerschellen.
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Pile und Umberto, damals wie heute Kellner im Hotel Schloss Berg, können sich noch sehr gut an den sonnigen, aber ungewöhnlich stürmischen Tag erinnern. Gegen halb elf trafen sich die beiden an Tisch 6 im „Tiroler Stüberl“, um den Tag zu besprechen. Von diesem Tisch aus hat man durch das große Panoramafenster einen Blick auf den See gen Westen und durch das Seitenfenster blickt man nach Norden Richtung Starnberg. Der ideale Platz, um bei Kaffee und Zigarette ( das war damals noch möglich!) die Großwetterlage zu analysieren und sich für oder gegen einen Service auf der Terrasse zu entscheiden.

Pile blickte mehrmals Richtung Norden und somit auf die sich nähernde MS Starnberg und bemerkte bald, dass das Schiff eine ungewohnte Richtung – nämlich direkt auf das Hotel zu - einschlug. Umberto teilte seine Bedenken nicht und verwies darauf, dass das Schiff noch neu sei und wohl seine eigene Anlegestrategie habe. Damit sollte er mehr als Recht behalten. Pile erinnert sich, dass „mein Verstand mir gesagt hat, das es nicht möglich sei, dass das Schiff direkt auf das Hotel zufährt, aber meine Augen sahen etwas anderes“ . Er vertraute dann doch seinen Augen und flüchtete ins Restaurant. Er kam gerade bis zum Kamin, als ein unglaublicher Knall ihm sagte, dass der Katamaran „angekommen“ war. Sein unerschrockener Kollege Umberto hatte sich nicht vom Platz gerührt und neben dem Knall auch noch eine heftige Erschütterung gespürt.
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Foto: Ausriss Abendzeitung

Ebenfalls auf dem Weg zur Arbeit – Stegdienst am Dampfersteg Berg – war Robert Wegscheider, als er den Knall vernahm. Als er fast schon am Dampfersteg war, erhielt er, diesmal in seiner Funktion als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in Berg, die Information, dass die MS Starnberg den Steg in Berg gerammt habe. Das musste er zunächst für einen schlechten Scherz halten, da der Dampfersteg völlig intakt vor ihm lag, ohne dass von einem Schiff weit und breit etwas zu sehen war. Deshalb traute er auch kaum seinen Augen, als er, schließlich auf dem Dampfersteg stehend, dann wenige Meter nördlich die havarierte MS Starnberg an Badesteg und Kaimauer des Hotels hängen sah.

Robert hat den Schock aber schnell überwunden und konnte den Passagieren zur Hilfe eilen. Unterstützt wurde er nach kurzer Zeit von über 100 Helfern von Rettungsdienst, Wasserwacht , Feuerwehr und THW . Der Katamaran selbst wurde schwer beschädigt, konnte aber trotzdem selbstständig auf dem Seeweg nach Starnberg zurückkehren. Ein Defekt in der Steuerungselektronik soll die Ursache für das Unglück gewesen sein.
Vielleicht hätte man bei der Schiffstaufe doch auf Nummer sicher gehen sollen. Beispielsweise nach afrikanischem Vorbild. Dort nimmt die Taufpatin einen großen Schluck Palmwein und sprüht diesen mit spitzem Mund fünf Mal gegen die Bordwand – klappt immer!

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Donnerstag, 19. Dezember 2013

Die Geschichte von den kenianischen Leoparden

Dies sind die AFC Leopards beim Gewinn ihrer letzten Trophäe. Sie sind so etwas wie der FC Bayern von Kenia: 13-facher Rekordmeister des ostafrikanischen Landes am Äquator.

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Auch im Jahr 1982 wurden die AFC Leopards Kenia-Meister. Aus dem August des Jahres stammt auch das nächste Photo. Es zeigt ein legendäres Afrika-Gastspiel der Alt-Herren-Mannschaft des MTV Berg, das einen diplomatischen Zwischenfall verursachte.

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Mannschaftsaufstellung soweit bekannt (nur die Nicht-Farbigen):
Oben: Adolf Schwenk, Kurt Hänel (Torwart), Egon Geil, Manfred Nöbauer, Klaus Händel / Unten: Rolf Karbach, Josef Sewald, Ferdl Ullrich, Edwin Seitz, ein Unbekannter, Hans Ertlmaier, Gustl Ullmann, Franz Wastian

Adi Schwenk erinnert sich heute noch lebhaft an diese Reise. Eigentlich habe man nur als Mannschaftsausflug mal woanders hinfahren wollte als in den Schwarzwald. Da irgendjemand in der Mannschaft Verbindungen nach Afrika hatte, organisierte man samt Damen einen Ausflug nach Kenia. Und wenn man schon da war, wollte man auch ein Fußballspiel machen. Also wurde beim DFB angefragt, ob nicht ein Kontakt vermittelt werden könne.

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Adi Schwenk nahm 1982 an der Kenia-Reise der Alten Herren teil

In Kenia angekommen, traf man sich mit Vertretern des dortigen Fußballbundes und bat noch darum, keinen allzuschweren Gegner zu bekommen; schließlich sei man nur eine Alte Herren Truppe des "MTV Berg bei München". Genau dieses "bei" wurde in Kenia allerdings falsch verstanden. "Bei" oder "By München", das könne nur "Bayern München" heißen. Es fand sich dann so auch auf dem Plakat, auf dem für das Fußball-Freundschaftsspiel geworben wurde. Jeder in Nairobi erwartete froh und stolz den FC Bayern München.

Also fanden sich 10.000 begeisterte Kenianer im Stadion von Nairobi ein. Das Fernsehen, Radio und die deutsche Botschafterin waren anwesend, um "Bei München" spielen zu sehen. … Die stattdessen mit 5 Safaribussen samt Damen vorfahrenden "Alten Herren" des MTV kämpften tapfer, unterlagen gegen die übermächtigen AFC Leopards am Ende aber verdient 15:0.

Die Botschafterin beschwerte sich daraufhin offiziell beim DFB, dass der MTV den "deutschen Fußball" in Nairobi nicht würdig vertreten habe. Dem wurde von MTV-Seite entgegengehalten, dass die "Alten Herren" des MTV - entgegen der Deutschen Nationalmannschaft im Cordoba-Spiel gegen Österreich kurz zuvor - zumindest versucht hätten zu gewinnen. Daraufhin verlief die Sache im Sande. Das obige Photo hängt heute noch im MTV Vereinsheim.

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Mittwoch, 18. Dezember 2013

Die Geschichte vom olympischen Fackellauf

Die Geschichte der olympischen Spiele von 1972, die sich in München leider so schnell nicht wiederholen wird, wäre womöglich anders verlaufen, wenn ein späterer Berger Bürgermeister damals in Straucheln gekommen wäre.

5976 Sportler trugen 1972 die olympische Fackel insgesamt 5538 Kilometer weit. Am 25. August 1972 wurde die Fackel schließlich von Garmisch-Partenkirchen bis nach München getragen.

Der spätere Berger Bürgermeister Gustl Ullmann war einer dieser Läufer, der die Fackel von der letzten Station in Tölz bis nach München entlang der Bundesstraße 11 tragen durfte. Zwar wurde die Fackel nicht durch das Gemeindegebiet getragen, aber der MTV Berg war damals Partnerverein des Turn- und Sportvereins Schäftlarn und erhielt deshalb die Möglichkeit, einen Platz im Fackelläuferteam zu besetzen. Der MTV Vorstand wählte Augustin Ullmann als Läufer aus, … der bis heute nicht weiß, warum ausgerechnet er zu dieser Ehre kam.


Er war blond im weißen Hemdchen

Der damals 20-jährige Gustl Ullmann erzählt heute noch an seinem Stammtisch in der "Post" gerne, dass er dann doch sehr aufgeregt war, schließlich war um ihn herum ein Riesenaufzug. Olympia-Autos vor und hinter ihm und wahnsinnig viele Zuschauer waren vor Ort. Natürlich war der MTV Berg gut vertreten und wollte sicher gehen, dass ihr Auserwählter die Fackel die Strecke von einen Kilometer auch perfekt läuft.

Das Gefühl, die Olympische Fackel tragen zu dürfen, war für Gustl ein einmaliges Erlebnis. - Klar, denn so schnell wird es die Olympischen Spiele in München nicht mehr geben.

Der Film stammt von Felix Hossfeld. Die QUH berichtete zuerst hier ( https://quh.twoday.net/stories/5637673/ ) über seine filmischem Dokumentationen aus Berg.

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Sonntag, 15. Dezember 2013

Die Geschichte von Cosima und Richard in Kempfenhausen

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Cosima, sitzend, Richard, stehend: "Das ganze Wahnfried bist du, und ich dein Wahnwitz"

Cosima war fünfzehn Zentimeter größer und 24 Jahre jünger als Richard und eine starke Frau.
Sie lernte Richard Wagner schon mit 15 Jahren in Paris kennen, als uneheliche und später legitimierte Tochter von Franz Liszt, der sich dort - 1853 - mit dem Komponistenkollegen zum Essen traf. Auf ihrer Hochzeitsreise - "ohne eine Laune meinerseits, ohne eine Bewegung, namentlich ohne ein Grübeln kam es zur Hochzeit" - mit Hans von Bülow, einem glühenden Wagner-Verehrer, begegnete sie Wagner in Zürich wieder.
Zu ihrer Liebe fanden Cosima und Richard Wagner 1863 in Berlin. Wagner schrieb: "Ich fuhr mit Cosima noch einmal in einem schönen Wagen auf die Promenade. Diesmal ging uns schweigend der Scherz aus (...)". Man ahnt, was die beiden verband.

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Die Villa Pellet - das "Wagnerhaus" in Kempfenhausen

1864: Der in Geldnöten sich befindende Richard Wagner hatte das Glück, dass König Ludwig II. ihm die Villa Pellet in Kempfenhausen anmietete. Dort, auf dem jetzigen Gelände des LSH Kempfenhausen, zeugten Richard und Cosima bei einem Besuch von ihr - sie fungierte offiziell als Sekretärin und führte seine Korrespondenz - ihr erstes Kind, eine leidenschaftliche Affäre, von der König Ludwig II nichts wissen durfte. Auch der Ehemann wusste zunächst noch nichts von der Beziehung, die jedoch bald offensichtlich wurde. Allerdings gab er - Wagner treu ergeben - bei der Taufe den Papa, während Wagner den Paten für Tochter Isolde spielte, die knapp neun Monate nach dem Aufenthalt in Kempfenhausen zur Welt kam.

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Freitag, 13. Dezember 2013

Der QUH-Adventskalender: Das 13. Türchen

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Die Geschichte von der Sonnwendfeier auf der Maxhöhe

Natürlich gibt es auch Geschichten von der Maxhöhe, wo ein gewisser Dipl-Ing. Dr. h.c. mit seinen Grundstücksgeschäften weit erfolgreicher war als Oskar Maria Grafs literarischer Kastenjakl. Dipl.Ing. Dr. h.c. Genz lud am 21. Juni 2003 Berger Würdenträger, Gemeinderäte, Gewerbetreibende und die Verwaltung ein, auf seinen Latifundien Sonnwend zu feiern.

Sabine Rampp erinnert sich:Die Feuerwehr wies die Besucher auf dem Parkplatz ein, anschließend durften die Gäste an einem "afrikanischen Glücksrad" drehen. Je nach gelostem Symbol erhielt man ein bestimmtes nigerianisches Kleidungsstück, das Geistliche aus Nigeria - Genz' früherer Wirkungsstätte - mitgebracht hatten.

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Kleiderausgabe

Der damalige geschäftsführende Beamte trug einen dunkelroten Kaftan, während Sabine das Fest als afrikanische Bäuerin miterlebte.

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Sabine Rampp hat ausgepackt

Für das leibliche Wohl der etwa 250 Sommergäste sorgten Berger Gaststätten und Läden, die im Hof in kleinen Buden Speisen anboten. Nur der Hendl-Brater musste draußen bleiben, da die Geruchsbelästigung für die Gäste wohl zu groß war.

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Die Rede

Siegfried Genz kam per Hubschrauber auf seine Feier angeflogen und hielt eine kurze Rede, deren Inhalt leider in Vergessenheit geriet.

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Anprobe

Die ausgestellten Lanz-Traktoren wurden von Herrn Genz höchstselbst angeworfen.

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Hupkonzert

Zum Ende des Festes nahmen die Gäste die übrig geblieben Speisen mit nach Hause. Und auch ihr afrikanisches Kleid. So kommt es, dass in manchem Berger Kleiderschrank neben der Lederhose noch eine afrikanische Tracht liegt.

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Donnerstag, 12. Dezember 2013

Der QUH-Adventskalender: Das 12. Türchen

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Listenplatz-15

Die Geschichte vom Punk in Berg

Thomas Gottschalk hatte per Radio an diesem Wochenende persönlich dazu aufgerufen, doch mal "raus aufs Land zu fahren". Und so pilgerten zwischen dem 16. und dem 18. September 1983 wirklich Menschenmassen nach Berg. Die Veranstalter, darunter Philipp Pröttel und Harald "Boller" Kalinke (heute beide QUH) hatten es wirklich geschafft, unter dem unverfänglichen Titel "Rock im Bierzelt" an einem der schönsten Plätze der Gemeinde bei Sibichhausen ein 3-tägiges Musik-Festival zu organisieren, das in die Musikgeschichte nicht nur unseres Dorfes eingehen sollte.

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Sibichhausen: 3 Tage lang im September 1983 der Nabel deutscher Musik

Anders als heute, wo zu solchen Anlässen drittklassige Coverbands AC/DC und Donna Summer covern und zum Schluss Robbie Williams' "Angels" grölen, hatte man es geschafft, damals wirklich angesagte Bands aus der ganzen Republik zu buchen und nach Berg zu locken.

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Erster Tag "Neue Deutsche Welle", zweiter Tag "Weltmusik" (von den Veranstaltern "Hippie-Tag" genannt)

Los ging es mit der damals hippen "Neuen Deutschen Welle". Headliner waren die "United Balls", die mit "Pogo in Togo" gerade einen Hit hatten, der heute noch auf Partys läuft. In der Vorband "IDB" (Innerdeutsche Beziehungen") sang auch die Bergerin Ute Moschko. An den Trommeln Jürgen Tonkel aus Hearoa (dazu später). Die Veranstalter erinnern sich: „Gott sei Dank hatten wir die Idee, alle potentiellen Unruhestifter, samt eines Rockerclubs aus Starnberg, zu Ordnern zu machen. Bezahlt wurde mit Freibier. Dieser Coup führte zu einer friedlichen Veranstaltung mit vielen angetrunkenen Ordnern."

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Pogo in Sibichhausen statt in Togo

Juergen006 Ein wahrhaft einmaliges Erlebnis hatte an dem Wochenende der heute als Schauspieler bekannte Jürgen Tonkel. Er erzählt: "Das 3-tägige Festival „Rock im Bierzelt“ war für mich etwas ganz Besonderes, weil ich an zwei der drei Abende mit meinen damaligen Bands (den „Innerdeutschen Beziehungen“ und „A+P“) auf der Bühne stand und weil ich Teil der Gruppe war, die das Spektakel organisierte. Die „Innerdeutschen Beziehungen“ traten am „Neue Deutsche Welle“-Tag auf und spielten eines ihrer besten Konzerte in einem dampfenden, zum Bersten vollen Bierzelt. Höhepunkt war der Auftritt der „United Balls“ mit ihrem Riesenhit „Pogo in Togo“, der den meisten Deutschen „Ü 40“ noch ein Begriff sein dürfte. An diesem Tag wagten auch meine Eltern zum ersten und einzigen Mal den Weg in eines meiner Konzerte (was sich durch die kurze „Anreise“ aus Höhenrain anbot), und fanden bestätigt, was sie immer schon befürchteten: dass ich ein „ziemlich wilder Hund“ war!"

rock-strassenNach dem Erfolg mit der "NDW" kam es am abschließenden Punk-Sonntag zum Eklat: Als Top-Act hatten die Veranstalter es geschafft, die "Strassenjungs" zu engagieren, die schon im Vorprogramm von "The Clash" gespielt hatten, deren Lieder ("Ich brauch mehr Suff") aber damals teilweise auf dem Index standen. Allerdings sorgten weder sie noch die "Local Heroes" von "A&P" (vgl.: https://quh.twoday.net/stories/der-letzte-vorhang/ ) für den Skandal, sondern die aus der Schweiz angereisten Anheizer von der Band "Verlorene Jugend". Diese hatten nicht nur eigene Texte vertont, sondern in Sibichhausen auch den damals allgemein als Mordaufruf an FJS verstandenen RAF-Reim "Ponto, Buback, Schleyer, der nächste ist ein Bayer" zu Gehör gebracht.

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Dazu noch einmal Harald Kalinke, damals mit grünen Haaren, heute einer der größten Unternehmer von Berg: "Zu einem Skandal kam es noch nach der Veranstaltung, denn bei einer Grenzkontrolle wurden dem Sänger der Schweizer Band "Verdorbene Jugend" die Liedtexte konfisziert und für nicht gesetzeskonform eingestuft. Nur dank der juristischen Überzeugungskraft unseres heutigen 2. Bürgermeisters Karl Brunnhuber kamen die Berger Organisatoren ohne Strafe davon. Der Sänger selbst bekam eine Geldstrafe und durfte mehrere Jahre nicht mehr nach Deutschland einreisen."

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Mittwoch, 11. Dezember 2013

Der QUH-Adventskalender: Das 11. Türchen

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Listenplatz-5

Mittwoch, 11. Dezember 2013

Die Geschichte vom Bucentaur

Wir alle kennen die Geschichte von König Ludwig II, seine Freude an Musik, seine märchenhaften Schlösser, seinen verschwenderischen Umgang mit den Staatsfinanzen. Wir begegnen ihm in Immobilienanzeigen und am Kreisel, er ist identitätsstiftend für unsere Gemeinde. Tatsächlich hatte schon 200 Jahre vor ihm das höfische Leben in Berg einen Höhepunkt erlebt mit einem Prunk, der uns heute nur noch staunen läßt.

Wo finden wir Informationen über diese Zeit und die Rolle unserer Gemeinde, die über das übliche Wikipedia Wissen hinausgehen?

Heute wollen wir stellvertretend für andere und posthum Hans Rudolf Klein zu Wort kommen lassen. HR Klein lebte von 1964 bis zu seinem Tode vor einigen Jahren in Kempfenhausen und hat sich in seiner Freizeit intensiv mit der Geschichte unserer Gemeinde beschäftigt. Unter anderem verfaßte er das faktenreiche, dennoch gut lesbare Standardwerk Die Geschichte der Hofmark Kempfenhausen, das wir für diese Geschichte heranziehen.

Der 30-jährige Krieg endete 1648, die brandschatzenden, plündernden und mordenden Landsknechte hinterließen ein ausgeblutetes Land. Unerwartet schnell erholte sich Bayern von den Auswirkungen, es wurde sogar in Betracht gezogen, eine Kolonie in der Nähe von New York zu erwerben.


Kurfuerst Ferdinand Maria mit seiner Gemahlin Henriette Adelaide
Kurfürst Ferdinand Maria von Bayern - genannt der Friedliebende - mit seiner Gemahlin Henriette Adelaide (Gemälde von Sebastiano Bombelli 1666). Wer solche Schuhe trägt, hat auch andere schrille Ideen.

Als Dank für die Geburt des Thronfolgers Maximilian II Emanuel im Jahre 1662 gab der Kurfürst nicht nur Schloss Nymphenburg und die Theatiner-Kirche in Auftrag, sondern betraute auch italienische und hiesige Schiffbauer damit, ihm ein Prunkschiff für den Starnberger See zu bauen.

Der Bucentaur Karl Stephan
Der Bucentaur - Gemälde von Karl Stephan

Der Bucentaur nach venezianischem Vorbild des bucintoro oder buzzo d’oro (= goldener Bauch), erbaut 1662 bis 1665. Mit einer Länge von 29 Metern, einer Breite von 8,4 Metern und einer Höhe von 5 Metern (ohne Masten) ungefähr so groß wie die heutige Bernried. Der Tiefgang von nur 0,9 Metern erlaubte den Einsatz in Ufernähe, 80 Ruderer mit vergoldeten Rudern hielten das Schiff bei jeder Windlage auf Kurs.

Als neues Juwel der kurfürstlichen Lustflotte spielte der Bucentaur die zentrale Rolle bei den höfischen Festen rund um den Starnberger See. Diese Schloss- und Seefeste, insbesondere die Hirschjagden im Uferbereich zwischen Kempfenhausen und Berg, waren Gesprächsthema des europäischen Adels und zogen Besucher aus ganz Mitteleuropa an. Sie standen den Festen des französischen König Ludwig XIV in nichts nach.

Die Hofgesellschaft wurde auf einem eigens angelegten und reservierten Fahrweg - dem sogenannten Fürstenweg - von der Münchner Residenz an den Starnberger See gefahren. Insgesamt 18 Schranken stoppten den Querverkehr und erlaubten eine angenehme Reise.

Seefest Ignaz Bidermann
Kurfürstliches Seefest mit Bucentaur - Ignaz Bidermann 1738

Bei großen Anlässen waren 450 bis 500 Personen - Gäste, Hofleute, Diener und Mannschaften - an Bord. Wenn im Tafelzimmer gespeist wurde, hatten die Küchenschiffe, das Keller- und das Sommelierschiff beizudrehen. 1671 wurde gar ein 18-tägiges Fest mit Turnieren, Feuerwerken, Jagden, Festessen, Schauspielen und Opern gefeiert, die Festlichkeiten nahmen die gesamte nörd-östliche Seefläche ein. Die Vorbereitung und der Ablauf dieser Feste sind bei HR Klein sehr anschaulich beschrieben. Eindrucksvoll sind die detaillierten Verpflegungslisten mit alten Bezeichnungen für Geflügel und lokale Fische. Hier ansässige Bauern, Fischer und Handwerker konnten sich ein gutes Zubrot verdienen.

Zusätzlich zu seinen Schlössern Starnberg und Possenhofen ließ Kurfürst Ferdinand ab 1676 das Schloss Berg als Anlegeplatz für den Bucentaur bauen. Zwei Jahre später kaufte er das Schloss Kempfenhausen mit den dazugehörigen Ländereien. In seinem Forstenrieder Park ließ er Hirsche aussetzen, die von Treibern und Hunden durch einen eingezäunten breiten Gang südlich um Harkirchen bis hin zum Etztal getrieben wurden. Dort öffnete sich der schmale Gang trichterförmig zum See und ließ den Tieren keine andere Wahl, als ins Wasser zu stürmen, wo sie von der Jagdgesellschaft empfangen wurden.


Aber eine Frage kann auch HR Klein nicht beantworten: Was mögen die Hofherren vom Sattlerhof (heute Will), vom Clausenhof (heute Gastl), vom Schusterhof (immer noch Schuster), von den harkirchener Höfen und den anderen Höfen über dieses Treiben gedacht haben? Sie waren zur Zeit der Feste schon einige Jahrhunderte auf ihren Höfen und lebten ein völlig anderes Leben als die aufgepuderte Hofgesellschaft. Aber das ist eine andere Geschichte.

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