Dienstag, 17. Dezember 2013

Wahlvorschlag ...

... eingereicht!

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'Erster! Ich hab nichts anderes erwartet', sagte Alex Reil heute Morgen, nachdem der Hirte den Wahlvorschlag der QUH für die Gemeindewahlen um 07.55 Uhr eingereicht hatte.

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Zuvor wurden noch die letzten Erklärungen der sich bewerbenden Personen - per Fax aus dem hohen Norden (Platz 17) und im Bademantel an der Haustür (Platz 18) - eingesammelt und 'wahllos' Passanten auf der Straße angesprochen, die sofort bereitwillig den Wahlvorschlag unterschrieben.

Die Geschichte vom plötzlichen Reichtum des Fischers Lidl

Der Berger Fischer Jakob Lidl, der sich nach dem Tode König Ludwigs II. rätselhafterweise ein Häuschen direkt am See in Unterberg leisten konnte und es noch bis zum Bürgermeister in unserer Gemeinde brachte, spielt in der Todesnacht von Ludwig II. am 13. Juni 1886 eine zentrale Rolle. Lidl war es, der die Leichname von Dr. Gudden und Ludwig fand … er könnte auch die zentrale Figur in einer geplanten Flucht des Königs aus seinem Schlossgefängnis in Berg gewesen sein. Sein Grab in Aufkirchen ist jedenfalls heute noch Wallfahrtsort all jener, die von einer Ermordung des Königs überzeugt sind.

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Als "unser" Ludwig II davon erfuhr, dass er für geisteskrank erklärt worden war, weilte er auf Neuschwanstein. Er begann mit seinem Flügeladjutanten, Alfred Graf Dürckheim-Montmartin, einen Fluchtplan zu erarbeiten. Dürckheim setzte sich sofort mit Fluchthelfern in Verbindung. Zu diesen gehörten in Seeshaupt die Posthalterin Anna Vogel, die die Durchfahrt seiner Kutsche an Kaiserin Elisabeth in Feldafing zu melden hatte. Freiherr Eugen Beck von Peccoz aus Eurasburg sollte rund um den See in Leoni, Ammerland, Ambach und Seeshaupt Fluchtkutschen postieren. Jakob Lidl würde den König im Schlosspark mit seinem Boot aufnehmen und zu einer dieser Kutschen bringen.

Ludwig wurde in der Nacht zum 12. Juni nach Berg gebracht. Dort war alles für die Unterbringung eines Geisteskranken vorbereitet. Die Fenster waren vergittert, Tür- und Fenstergriffe entfernt, Türen mit Gucklöchern versehen und die Kammerdiener durch Irrenwärter ersetzt. Trotzdem gelang es königstreuen Bediensteten, den ehemaligen König mittels unter die Teller geklebter Zettel von dem Plan zu unterrichten.

Ludwigs Leibfischer und Stegwart, Jakob Lidl aus Berg, der schon öfter mit dem Boot die heimlichen Briefe des Königs hinüber zu Sissi gebracht hatte, hatte die Aufgabe, abends in der Nähe des Ufers im Schlosspark in einem Kahn auf den König zu warten, um dem König die Flucht nach Tirol zu ermöglichen.

Am 13. Juni brach Ludwig in Begleitung von Dr. Gudden gegen 18:45 Uhr bekanntermaßen bei leichtem Sommerregen zu einem Spaziergang durch den Schlosspark auf. Dort wartete unweit des Ufers Jakob Lidl, damals 21 Jahre alt. Der Ex-König spurtete in den See, der Nicht-Schwimmer Gudden versuchte zu folgen. In dem Moment, als der König das Boot besteigen wollte, - so jedenfalls besagt es eine der vielen Theorien, die sich um diesen Moment ranken - fielen vom Ufer her zwei Schüsse … und der König sank leblos quer über das Boot. Schleifspuren auf dem Seegrund hätten das belegt.

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Skizze des Tathergangs des Bezirksbautechnikers Haertinger (vgl.: https://www.guglmann.de/deutsch/korrespondenz/120todestag.htm )

In Panik schob der Fischer den König ins Wasser und ruderte zurück zu seiner Fischerhütte. Dort wurde er später aufgefordert, den Suchtrupp für den vermissten Ludwig und seinen Begleiter zu unterstützen und von seinem Kahn aus das Ufer abzusuchen. Nachdem die Leiche gefunden war - Lidl wusste ja, wo er suchen musste - wurde diese allerdings nicht ins Schloss gebracht, sondern erst mehrere Stunden im Bootshaus des Fischers (heute Seestraße 11) verwahrt.

Dem entspricht die angeblich durch einen Zeugen, der bei der Verbrennung der durchlöcherten Königskleider anwesend war, gestützte Theorie ( https://www.sueddeutsche.de/bayern/tod-koenig-ludwigs-ii-zwei-kugeln-in-die-lunge-1.180798 ), dass König Ludwig durch Schüsse in die Lunge umgekommen sei.

Jakob Lidl wurde noch in der Todesnacht mit Geld und Drohungen zum Schweigen gebracht, ihm selbst möglicherweise die Einlieferung in die Psychiatrie angedroht. Lidl hielt sich auch Zeit seines Lebens an sein Schweigegelübde. Er hat nie etwas von dieser Nacht erzählt. Nur der Spruch: „Es wäre leicht gewesen, mich nach Haar zu bringen!", ist überliefert.

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So viel ist sicher: Jakob Lidl findet zusammen mit dem Schlossverwalter Huber und dem Nervenarzt Dr. Müller die im See treibenden Leichen des Ex-Königs und von Dr. Gudden

Hartnäckig hält sich hingegen das Gerücht, Lidl, der sich 1993 ein Haus direkt am See baute, habe in einem Schulheft seine Erinnerungen an die Nacht des 13. Juni 1886 festgehalten. Von diesem Heft habe dessen Witwe Paula ihrem späteren zweiten Mann, dem Fischermeister Martin Mertl, berichtet und dieser wiederum sein Wissen dem Gründer des „Vereins zur Wiedererrichtung eines Denkmals für Ludwig II. e.V.", Albert Widemann weiter gegeben. Widemann selbst hat das Heft nicht zu sehen bekommen, und seit dem Tod Mertls im Jahr 1963 gilt es als verschollen. Manche behaupten, es könnte in Lidls Grab in Aufkirchen liegen.

Und somit lassen sich diese Ausführungen leider doch nicht mit den Worten „quod erat demonstrandum“ abschließen.

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Dienstag, 17. Dezember 2013

Der QUH-Adventskalender: Das 17. Türchen

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Die große Weihnachtsbettelei

Falls Sie sich gerade dabei ertappen, mal wieder nicht ihre Zeitung oder ein gutes Buch, sondern den QUH-Blog zu lesen, der Ihnen beides ersetzt, … dann dürfen Sie kurz eine Sekunde - nein nicht an die Arbeit denken, die dieses Unternehmen hier macht, das finanzieren wir mit Spaß - sondern daran, dass das Zur-Verfügung-Stellen all dieser Geschichten und Bilder ...

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… der QUH auch Geld kostet. Einen nicht ganz niedrigen vierstelligen Betrag hat die QUH 2013 an Hosting, Rechten und leider auch Anwaltskosten dafür investiert, hier täglich neue Geschichten zu präsentieren und alle Geschichten der letzten 8 Jahre weiter verfügbar zu halten.

Wohlan: dies ist ein Spendenaufruf! - Spenden unter der ...

……………... QUH-Kontonummer 108 238 47 / BLZ 702 501 50 ……………….

… sind steuerlich absetzbar, da der QUH e.V. natürlich als gemeinnützig anerkannt ist. Auch Barspenden an den unterstehenden Briefkasten (Bäckergasse 8, Oberberg) werden gerne angenommen. Alternativ kann man auch für 24€ im Jahr Mitglied werden (oder die Mitgliedschaft verschenken). Mitgliedsanträge finden Sie rechts in der Spalte oder hier: Mitgliedschaftsantrag_QUH_2013 (pdf, 206 KB)

Ob Spende oder nicht. Sympathisant oder nicht. Alle erfahren morgen dann hier das Neueste aus der letzten Gemeinderatssitzung … und eine neue Dorfgeschichte im Adventskalender. Mit gutem Gewissen oder eben nicht.

Der QUH-Adventskalender: Das 16. Türchen

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Die Geschichte der Brauerei Schloss Berg

Am 3. April, dem Ostersonntag des Jahres 1904, war es soweit: Der Münchner Bierbrauer Jakob Weinzierl verkündigte "zahlreichen Zuspruch entgegensehend": "Eröffnung und Erstausschank meines eigenen Gebräues mit Konzert."

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"Flaschenbier frei ins Haus" - Anzeige im Land- und Seeboten am 31.3.1904

Die "Brauerei Schloss Berg" hatte bis dahin schon eine bewegte Geschichte samt Mord und Totschlag hinter sich: Weinzierl selbst hatte die Brauerei (heute gegenüber der Tankstelle) mit Gaststätte (heute eine unverkaufte Immobilie gegenüber dem Oskar-Maria-Graf-Stüberl) bei einer Auktion in Aufkirchen für 43.820 Mark ersteigert.

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Die "Brauerei Schloss Berg" 1903-1912, später Tutzinger Hof, noch später "Berger Stuben", dann Spekulationsobjekt, heute Millionenhäuschen.

Der Vorbesitzer Anton Mattes, Bürgermeister von Milbertshofen, hatte sich mit dem Brauereibau so verschuldet, dass er sich 1902 im Zug nach Innsbruck erschoss. Mattes wiederum hatte das Anwesen zwei Jahre zuvor von der Vorbesitzerin Babette Windl erworben, die wegen Beihilfe zum Mord im Gefängnis saß, nachdem sie einen Viehhändler dazu ermuntert hatte, ihren Mann zu erschlagen, was Oskar Maria Graf in "Das Leben meiner Mutter" eindrucksvoll beschreibt. Auch die Brauereigaststube findet Erwähnung, wo "nicht nur die Herrschaften, sondern auch die Berger die übrigens gut geführte Wirtsstube reichlich frequentierten."

bergschlossbergJetzt zu Ostern 1904 sollte also endlich eigenes Bier in der "Brauerei Schloss Berg" fließen. Schon über ein halbes Jahr lang hatte Jacob Weinzierl provisorisch "Münchner Bergbräubier" in dem Restaurationsbetrieb ausgeschenkt. Er hatte das "P.P. Titl. Publikum von Berg und Umgebung, sowie Ausflüglern und in der Sommerfrische weilenden Fremden die erhebendste Anzeige" im August 1903 gemacht, dass er die "Brauerei Schloss Berg am Starnberger See käuflich erworben und den Restaurationsbetrieb eröffnet habe." … Nur 8 Monate später wurde endlich das "eigene Gebräu" der "Brauerei Schloss Berg" ausgeschenkt. Der Betrieb florierte. Im Jahr darauf war auch eine Kegelbahn gebaut, und Weinzierl lud ein zum "Preis Kegelscheiben": "Zwei Kugeln bilden ein Los, 10 Kugeln einen Stand. Der Stand kostet bis zum 6. Mai 1 Mark." Ausgeschenkt wurde dazu 1905 ein "Osterbier" mit "Abgabe von Flaschen, direkter Abfüllung vom Mutterfass". Der Erfolg des Berger Biers rief die Konkurrenz auf den Plan. Schon 1912 kaufte die "Schlossbrauerei Tutzing" für 75.000 Mark die Berger Braustätte auf, um sie sofort zu schließen. Fortan schipperte man Westufer-Bier über den See und setzte es den Bergern vor. Nur gerecht war es da, dass das expansive Tutzinger Bräu, das damit vorläufig die Berger Bierkultur zerstörte, später selbst von Hacker, Hacker von Anheuser Busch und das wiederum von dem brasilianischen Großkonzern IMBev aufgekauft wurden.

Die kleine "Brauerei Schloss Berg" aber wurde inzwischen wiederbelebt, besteht momentan aus einem halben Dutzend Chefs sowie einer Praktikantin und sucht - da am Standort der alten Restaurationsbetriebs inzwischen ein millionenteures Haus entstand - nach einer geeigneten Braustätte im Gemeindegebiet.

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"Dunkles Weißbier" oder "Bernsteinfarben" - Die "Brauerei Schloss Berg" beliefert derzeit nur private Feste und wird im nächsten Jahr 110-jähriges Jubiläum feiern.

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Sonntag, 15. Dezember 2013

Berg im Deutschlandfunk

Die Berger Windkraftpläne sind als exemplarisches Beispiel der Lage in Bayern jetzt auch deutschlandweit diskutiert worden. Im 698f8a2936502bb5591da9964990ad6dv1 berichtete letzten Montag Susanne Lettenbauer aus Berg und sprach mit Umweltministerin Aigner und Bürgermeister Monn. Dieser bestätigt abschließend im Radio, was auch die QUH und der gesamte Gemeinderat weiterhin vertritt: "Tatsache ist, dass wir natürlich in der Gemeinde Berg wie auch im Landkreis Starnberg unsere Bemühung, Windkraftanlagen an geeigneten Standorten aufzustellen, nicht ohne Weiteres aufgegeben werden."

Eine Falschmeldung enthält der ansonsten sauber recherchierte Beitrag, der für Berger allerdings nicht allzuviel Neues bringt. Nicht die SWM sind aus dem Berger Windkraftprojekt ausgestiegen, wie diese inzwischen vollmundig behaupten! Vielmehr hat der Gemeinderat von Berg - nachdem die QUH seit Beginn an der Sinnhaftigkeit einer derartigen Zusammenarbeit zweifelte - ein ausgearbeitet vorliegendes Vertragsangebot der Stadtwerke als unzumutbar abgelehnt.

Den Beitrag aus dem 698f8a2936502bb5591da9964990ad6dv1 kann nachgehört und auch nachgelesen werden: https://www.deutschlandfunk.de/energiewende-gegenwind-fuer-windkraftwerke-in-bayern.697.de.html?dram:article_id=271471

Der QUH-Adventskalender: Das 15. Türchen

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Die Geschichte von Cosima und Richard in Kempfenhausen

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Cosima, sitzend, Richard, stehend: "Das ganze Wahnfried bist du, und ich dein Wahnwitz"

Cosima war fünfzehn Zentimeter größer und 24 Jahre jünger als Richard und eine starke Frau.
Sie lernte Richard Wagner schon mit 15 Jahren in Paris kennen, als uneheliche und später legitimierte Tochter von Franz Liszt, der sich dort - 1853 - mit dem Komponistenkollegen zum Essen traf. Auf ihrer Hochzeitsreise - "ohne eine Laune meinerseits, ohne eine Bewegung, namentlich ohne ein Grübeln kam es zur Hochzeit" - mit Hans von Bülow, einem glühenden Wagner-Verehrer, begegnete sie Wagner in Zürich wieder.
Zu ihrer Liebe fanden Cosima und Richard Wagner 1863 in Berlin. Wagner schrieb: "Ich fuhr mit Cosima noch einmal in einem schönen Wagen auf die Promenade. Diesmal ging uns schweigend der Scherz aus (...)". Man ahnt, was die beiden verband.

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Die Villa Pellet - das "Wagnerhaus" in Kempfenhausen

1864: Der in Geldnöten sich befindende Richard Wagner hatte das Glück, dass König Ludwig II. ihm die Villa Pellet in Kempfenhausen anmietete. Dort, auf dem jetzigen Gelände des LSH Kempfenhausen, zeugten Richard und Cosima bei einem Besuch von ihr - sie fungierte offiziell als Sekretärin und führte seine Korrespondenz - ihr erstes Kind, eine leidenschaftliche Affäre, von der König Ludwig II nichts wissen durfte. Auch der Ehemann wusste zunächst noch nichts von der Beziehung, die jedoch bald offensichtlich wurde. Allerdings gab er - Wagner treu ergeben - bei der Taufe den Papa, während Wagner den Paten für Tochter Isolde spielte, die knapp neun Monate nach dem Aufenthalt in Kempfenhausen zur Welt kam.

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Samstag, 14. Dezember 2013

Der QUH-Adventskalender: Das 14. Türchen

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Die Geschichte vom Film, vom Garten und von Emma

Was für ein sonderbarer Titel? Wie so oft in unserer Gemeinde erfahren wir von einer kleinen Geschichte, und während der Gespräche kommen weitere Hinweise und Zugaben, es wird spannender.

Horst Schiedek Aufkirchen
Horst Schiedeck in seiner Küche, von der noch die Rede sein wird

Heute sind wir zu Gast bei Horst Schiedeck in Aufkirchen. Wir haben gehört, dass er uns mehr über die Filmaufnahmen zum wundervollen 70er Jahre Klassiker Lina Braake erzählen kann. Danke dafür.

Lina Braake Lina Carstens und Fritz Rasp

Lina Braake oder mit vollem Titel Die Interessen der Bank können nicht die Interessen sein, die Lina Braake hat. Dieser Film von Bernhard Sinkel mit Lina Carstens und Fritz Rasp in den Hauptrollen entstand im Jahre 1974. Lina Braake wird von einer Bank um ihr Wohnrecht in Schwabing betrogen und in ein marodes Altersheim - die Rottmannshöhe - abgeschoben. Mit einem entmündigten Bankdirektor begeht sie einen Bankbetrug, aus dessen "Erlös" sie ihrem sardischen Friseur den Kauf eines Bauernhauses ermöglicht. Wegen der einfühlsamen Darstellung des Alters und des Milieus in einem Altersheim erhielt der Film diverse Auszeichnungen.

Besonders gefallen hat uns der Dialog in bestem Ostufer-Deutsch, der sich zwischen der angehenden Bankbetrügerin und dem Bankbeamten entspann:
Lina: Dies ist ein Mietertragskonto. Ich möchte Sie bitten, die eingegangenen Beträge jeweils am Monatsersten zu überweisen.
Bank: Wir wissen Bescheid, auf die Rottmannshöhe. Sind Sie das ganze Jahr dort?
Lina: Nur im Winter bin ich im Süden und die andere Zeit können Sie mich dort erreichen.

Lina Braake Rottmannshoehe

Fast der gesamte Film spielt in und bei der Rottmannshöhe. So gibt es nicht nur Darstellungen des Heimlebens mit diversen Innenaufnahmen, sondern auch Außenaufnahmen der Rottmannshöhe mit ihrem zerbröselnden Charme.

Lina Braakes Bedürfnis nach einem Leben außerhalb der organisierten Langeweile verdanken wir schöne Szenen in einer Schlosserwerkstatt und der Gärtnerei.

Lina Braake Brunner Waschi

Die Werkstatt des Schlossers oder das Paradies des Erfinders Brunner-Waschi (ehemals an der Staatsstrasse Höhe Abzweigung nach Leoni); die Rolle hätte nicht besser besetzt werden können, deshalb spielt er sich selbst.

Lina Braake Gaertnerei

Besonders gerne war Lina Braake im Garten des Altersheims, also der Gärtnerei und dem Hühnerhof der Familie Schiedeck, wo sie dem Hausmeister zur Hand ging und mit dem Bankdirektor Pläne schmiedete. Dieser Ort war Lina Braakes Ruhe- und Gegenpol zum ungeliebten Altersheim.

Emma Braake Tanzabend

Nicht nur die Gärtnerei, sondern auch die Gärtnerin, also die Mutter von Horst Schiedeck hat den Film erheblich beeinflusst. Sie hat selbst mitgespielt als Double der Hauptdarstellerin (in einer Radfahr-Szene) und als Tänzerin bei der Abendveranstaltung (im Bild die Dame im Vordergrund).

Doch wichtiger noch: Frau Schiedeck hieß mit Mädchennamen Emma Braake, in Kombination mit der Hauptdarstellerin Lina Carstens war sie also Namensgeberin des Films. Oder vielleicht war es auch ein seltener Zufall, denn Bernhard Sinkel hat in einem Interview im Jahre 2011 angegeben, der Film wäre nach seiner von ihm bewunderten Großmutter Emma Braake benannt.

Lina Braake Lieferwagen

Und tatsächlich hat es noch ein weiterer Berger "Mitbürger" geschafft, ins Bild zu kommen: der rote Hanomag-Pritschenwagen von Alfons Brunnhuber aus Höhenrain, hier als Transporter des Hausmeisters.

Der Film wiederum hat es ins Leben geschafft: Horst Schiedeck hat damals Küchenmöbel ausbauen dürfen und nutzt sie noch heute, außerdem hängt ein schönes Aquarell - ein ehemaliges Requisit - in seinem Wohnzimmer.

Rottmannshoehe Waldhotel Gertrude
Die Rottmannshöhe künstlerisch erweitert als Waldhotel Gertrude ...

Rottmannshoehe mit Gaertnerei um 1960
... und in der rauen Wirklichkeit der 60er Jahre


Zu guter Letzt ein QUH-Tipp: Wenn Sie die Rottmannshöhe einmal von innen sehen wollen: Gehen Sie zur Gemeinderatswahl, dort befindet sich ein Wahllokal.

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Freitag, 13. Dezember 2013

MTV Weihnachtscup



Während das Christkind in den letzten Vorbereitungen steckt und die Skigebiete bereits ihren Betrieb aufgenommen haben, werden beim MTV Berg noch einmal die Fußballschuhe geschnürt. Der Förderverein veranstaltet am kommenden Wochenende vom 14. und 15. Dezember in der Turnhalle Biberkor (jeweils ab 9.00 Uhr) ein Fußballturnier mit 40 Jugendmannschaften - von E1, E2, F1 bis F2. Neben den besten Mannschaften aus dem Kreis Starnberg zählen auch Wolfratshausen, Münsing, Pullach, Dachau und Fürstenfeldbruck zu den Gästen, und sogar die F1 Jugend vom FC Bayern München tritt um den Turniersieg an. Für Verpflegung ist wie immer gesorgt - der Förderverein und die kleinen Kicker freuen sich auf viele Besucher!

Der QUH-Adventskalender: Das 13. Türchen

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Die Geschichte von der Sonnwendfeier auf der Maxhöhe

Natürlich gibt es auch Geschichten von der Maxhöhe, wo ein gewisser Dipl-Ing. Dr. h.c. mit seinen Grundstücksgeschäften weit erfolgreicher war als Oskar Maria Grafs literarischer Kastenjakl. Dipl.Ing. Dr. h.c. Genz lud am 21. Juni 2003 Berger Würdenträger, Gemeinderäte, Gewerbetreibende und die Verwaltung ein, auf seinen Latifundien Sonnwend zu feiern.

Sabine Rampp erinnert sich:Die Feuerwehr wies die Besucher auf dem Parkplatz ein, anschließend durften die Gäste an einem "afrikanischen Glücksrad" drehen. Je nach gelostem Symbol erhielt man ein bestimmtes nigerianisches Kleidungsstück, das Geistliche aus Nigeria - Genz' früherer Wirkungsstätte - mitgebracht hatten.

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Kleiderausgabe

Der damalige geschäftsführende Beamte trug einen dunkelroten Kaftan, während Sabine das Fest als afrikanische Bäuerin miterlebte.

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Sabine Rampp hat ausgepackt

Für das leibliche Wohl der etwa 250 Sommergäste sorgten Berger Gaststätten und Läden, die im Hof in kleinen Buden Speisen anboten. Nur der Hendl-Brater musste draußen bleiben, da die Geruchsbelästigung für die Gäste wohl zu groß war.

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Die Rede

Siegfried Genz kam per Hubschrauber auf seine Feier angeflogen und hielt eine kurze Rede, deren Inhalt leider in Vergessenheit geriet.

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Anprobe

Die ausgestellten Lanz-Traktoren wurden von Herrn Genz höchstselbst angeworfen.

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Hupkonzert

Zum Ende des Festes nahmen die Gäste die übrig geblieben Speisen mit nach Hause. Und auch ihr afrikanisches Kleid. So kommt es, dass in manchem Berger Kleiderschrank neben der Lederhose noch eine afrikanische Tracht liegt.

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Donnerstag, 12. Dezember 2013

Der QUH-Adventskalender: Das 12. Türchen

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Die Geschichte vom Punk in Berg

Thomas Gottschalk hatte per Radio an diesem Wochenende persönlich dazu aufgerufen, doch mal "raus aufs Land zu fahren". Und so pilgerten zwischen dem 16. und dem 18. September 1983 wirklich Menschenmassen nach Berg. Die Veranstalter, darunter Philipp Pröttel und Harald "Boller" Kalinke (heute beide QUH) hatten es wirklich geschafft, unter dem unverfänglichen Titel "Rock im Bierzelt" an einem der schönsten Plätze der Gemeinde bei Sibichhausen ein 3-tägiges Musik-Festival zu organisieren, das in die Musikgeschichte nicht nur unseres Dorfes eingehen sollte.

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Sibichhausen: 3 Tage lang im September 1983 der Nabel deutscher Musik

Anders als heute, wo zu solchen Anlässen drittklassige Coverbands AC/DC und Donna Summer covern und zum Schluss Robbie Williams' "Angels" grölen, hatte man es geschafft, damals wirklich angesagte Bands aus der ganzen Republik zu buchen und nach Berg zu locken.

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Erster Tag "Neue Deutsche Welle", zweiter Tag "Weltmusik" (von den Veranstaltern "Hippie-Tag" genannt)

Los ging es mit der damals hippen "Neuen Deutschen Welle". Headliner waren die "United Balls", die mit "Pogo in Togo" gerade einen Hit hatten, der heute noch auf Partys läuft. In der Vorband "IDB" (Innerdeutsche Beziehungen") sang auch die Bergerin Ute Moschko. An den Trommeln Jürgen Tonkel aus Hearoa (dazu später). Die Veranstalter erinnern sich: „Gott sei Dank hatten wir die Idee, alle potentiellen Unruhestifter, samt eines Rockerclubs aus Starnberg, zu Ordnern zu machen. Bezahlt wurde mit Freibier. Dieser Coup führte zu einer friedlichen Veranstaltung mit vielen angetrunkenen Ordnern."

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Pogo in Sibichhausen statt in Togo

Juergen006 Ein wahrhaft einmaliges Erlebnis hatte an dem Wochenende der heute als Schauspieler bekannte Jürgen Tonkel. Er erzählt: "Das 3-tägige Festival „Rock im Bierzelt“ war für mich etwas ganz Besonderes, weil ich an zwei der drei Abende mit meinen damaligen Bands (den „Innerdeutschen Beziehungen“ und „A+P“) auf der Bühne stand und weil ich Teil der Gruppe war, die das Spektakel organisierte. Die „Innerdeutschen Beziehungen“ traten am „Neue Deutsche Welle“-Tag auf und spielten eines ihrer besten Konzerte in einem dampfenden, zum Bersten vollen Bierzelt. Höhepunkt war der Auftritt der „United Balls“ mit ihrem Riesenhit „Pogo in Togo“, der den meisten Deutschen „Ü 40“ noch ein Begriff sein dürfte. An diesem Tag wagten auch meine Eltern zum ersten und einzigen Mal den Weg in eines meiner Konzerte (was sich durch die kurze „Anreise“ aus Höhenrain anbot), und fanden bestätigt, was sie immer schon befürchteten: dass ich ein „ziemlich wilder Hund“ war!"

rock-strassenNach dem Erfolg mit der "NDW" kam es am abschließenden Punk-Sonntag zum Eklat: Als Top-Act hatten die Veranstalter es geschafft, die "Strassenjungs" zu engagieren, die schon im Vorprogramm von "The Clash" gespielt hatten, deren Lieder ("Ich brauch mehr Suff") aber damals teilweise auf dem Index standen. Allerdings sorgten weder sie noch die "Local Heroes" von "A&P" (vgl.: https://quh.twoday.net/stories/der-letzte-vorhang/ ) für den Skandal, sondern die aus der Schweiz angereisten Anheizer von der Band "Verlorene Jugend". Diese hatten nicht nur eigene Texte vertont, sondern in Sibichhausen auch den damals allgemein als Mordaufruf an FJS verstandenen RAF-Reim "Ponto, Buback, Schleyer, der nächste ist ein Bayer" zu Gehör gebracht.

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Dazu noch einmal Harald Kalinke, damals mit grünen Haaren, heute einer der größten Unternehmer von Berg: "Zu einem Skandal kam es noch nach der Veranstaltung, denn bei einer Grenzkontrolle wurden dem Sänger der Schweizer Band "Verdorbene Jugend" die Liedtexte konfisziert und für nicht gesetzeskonform eingestuft. Nur dank der juristischen Überzeugungskraft unseres heutigen 2. Bürgermeisters Karl Brunnhuber kamen die Berger Organisatoren ohne Strafe davon. Der Sänger selbst bekam eine Geldstrafe und durfte mehrere Jahre nicht mehr nach Deutschland einreisen."

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Mittwoch, 11. Dezember 2013

Heute aus dem Gemeinderat: Die Haushaltssitzung

Die Sitzung heute hatte nur den Haushaltsplan 2014 zum Thema. Es fehlte nicht viel, und der GR wäre nicht beschlussfähig gewesen, schließlich waren nur 11 GRs(SPD und EUW vollständig, 2 * QUH, 1 * CSU, 1 * FDP) anwesend.
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Hier die wichtigsten Fakten: Der MTV erhält erst mal kein Geld für ein neues Sportfunktionsgebäude. Der Ergebnisplan enthält 13.880.100 EUR Erträge und 14.892.250 EUR Aufwände und weist somit ein Defizit von 1.004.150 EUR auf. Der Rückgang der Erträge gegenüber 2013 um fast eine Million ist durch den Verkauf des Abwasser- und Tagwasserkanalnetzes an den Abwasserverband Starnberger See bedingt.

Die Einnahmen durch die Einkommenssteuer sollen 2014 auf 5,3 Mio. EUR steigen. Ihr Anteil an den Gesamteinnahmen liegt 2014 bei 54%. Auch für die nächsten Jahre bis 2017 rechnet Benni Bursic mit einem kontinuierlichen Anstieg der Einkommenssteuer auf 5,9 Mio. EUR . Bei der Gewerbesteuer erwartet der Kämmerer konstante Einnahmen von 2,3 Mio EUR . Mit den Einnahmen der Hundesteuer mit 21.500 EUR können keine großen Investitionen getätigt werden.

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292 Seiten Haushaltsplan

Die größten Aufwendungen im Haushalt sind mit 48% die Kreisumlage, mit 16% Personalkosten und 16% Bilanzielle Abschreibungen.

Der Finanzplan für 2014 liest sich besser als der Ergebnishaushalt: 17,7 Mio. EUR Einnahmen stehen zwar 18,5 Mio EUR an Ausgaben entgegen, aber am Ende des Haushaltsjahres hat die Gemeinde immer noch 6,6 Mio. EUR Finanzmittel zur Verfügung. Somit ist die Gemeinde weiterhin schuldenfrei!

Interessant wird es in einer Haushaltssitzung immer, wenn die Investitionen geplant werden. So wurden für 2016 Ausgaben von 120.000 EUR für neue Büromöbel im neuen Rathaus geplant, das Rathaus steht mit insgesamt 4,5 Mio.EUR im Haushaus, verteilt auf die Jahre 2013-2016.
Aber auch die Kapelle in Assenhausen soll 2014 saniert werden, hierfür sind 30.000 EUR geplant. Die Hard- und Software im Rathaus wird erneuert und die Feuerwehren erhalten neue Fahrzeuge im Gesamtwert von ca. 400.000 EUR.

Für die Windenergie ist nächstes Jahr für weitere Planungen schon mal 1/2 Mio. EUR vorgesehen. Auch dieses Jahr steht die Sanierung einiger Gemeindestraßen im Haushalt, aber auch für die Hinweistafeln des Kulturspaziergangs sind 10.000 EUR geplant, um Flyer zu drucken und die Rechte an den Bildern auf den Hinweistafeln zu erwerben.

Es wurde auch wieder Geld für Jugend und Kultur sowie für "Berger Betriebe laden ein" 2014 geplant, das im Oktober stattfinden soll.

Intensiv diskutiert wurde die Investitionsanfrage des MTV. GR Andy Hlavaty, MTV Vorsitzender, durfte solange in den Zuschauerreihen Platz nehmen. Die verschiedenen Abteilungen hatten bei der Gemeinde Zuschusse beantragt: So wünschte die Turnabteilung 7.000 EUR für eine Air-Track-Bahn, die Tennisabteilung die Sanierung der elektrischen Leitungen (übernimmt die Gemeinde) und die Fußballer 55.700 EUR für verschiedene Anschaffungen. Einstimmig genehmigt wurde der Vorschlag von BM Monn, dem Gesamtverein 10.000 EUR für freiwählbare Investitionen zu genehmigen.

Das vom MTV beantragte Sportfunktionsgebäude am Huberfeld (Kosten 1,0 Mio EUR mit 750.000 EUR Zuschuss durch die Gemeinde), wird nicht bereits jetzt in den Haushalt 2015 aufgenommen, sondern erst nach Vorstellung einer kostengünstigeren Variante.

Die Geschichte vom Bucentaur

Wir alle kennen die Geschichte von König Ludwig II, seine Freude an Musik, seine märchenhaften Schlösser, seinen verschwenderischen Umgang mit den Staatsfinanzen. Wir begegnen ihm in Immobilienanzeigen und am Kreisel, er ist identitätsstiftend für unsere Gemeinde. Tatsächlich hatte schon 200 Jahre vor ihm das höfische Leben in Berg einen Höhepunkt erlebt mit einem Prunk, der uns heute nur noch staunen läßt.

Wo finden wir Informationen über diese Zeit und die Rolle unserer Gemeinde, die über das übliche Wikipedia Wissen hinausgehen?

Heute wollen wir stellvertretend für andere und posthum Hans Rudolf Klein zu Wort kommen lassen. HR Klein lebte von 1964 bis zu seinem Tode vor einigen Jahren in Kempfenhausen und hat sich in seiner Freizeit intensiv mit der Geschichte unserer Gemeinde beschäftigt. Unter anderem verfaßte er das faktenreiche, dennoch gut lesbare Standardwerk Die Geschichte der Hofmark Kempfenhausen, das wir für diese Geschichte heranziehen.

Der 30-jährige Krieg endete 1648, die brandschatzenden, plündernden und mordenden Landsknechte hinterließen ein ausgeblutetes Land. Unerwartet schnell erholte sich Bayern von den Auswirkungen, es wurde sogar in Betracht gezogen, eine Kolonie in der Nähe von New York zu erwerben.


Kurfuerst Ferdinand Maria mit seiner Gemahlin Henriette Adelaide
Kurfürst Ferdinand Maria von Bayern - genannt der Friedliebende - mit seiner Gemahlin Henriette Adelaide (Gemälde von Sebastiano Bombelli 1666). Wer solche Schuhe trägt, hat auch andere schrille Ideen.

Als Dank für die Geburt des Thronfolgers Maximilian II Emanuel im Jahre 1662 gab der Kurfürst nicht nur Schloss Nymphenburg und die Theatiner-Kirche in Auftrag, sondern betraute auch italienische und hiesige Schiffbauer damit, ihm ein Prunkschiff für den Starnberger See zu bauen.

Der Bucentaur Karl Stephan
Der Bucentaur - Gemälde von Karl Stephan

Der Bucentaur nach venezianischem Vorbild des bucintoro oder buzzo d’oro (= goldener Bauch), erbaut 1662 bis 1665. Mit einer Länge von 29 Metern, einer Breite von 8,4 Metern und einer Höhe von 5 Metern (ohne Masten) ungefähr so groß wie die heutige Bernried. Der Tiefgang von nur 0,9 Metern erlaubte den Einsatz in Ufernähe, 80 Ruderer mit vergoldeten Rudern hielten das Schiff bei jeder Windlage auf Kurs.

Als neues Juwel der kurfürstlichen Lustflotte spielte der Bucentaur die zentrale Rolle bei den höfischen Festen rund um den Starnberger See. Diese Schloss- und Seefeste, insbesondere die Hirschjagden im Uferbereich zwischen Kempfenhausen und Berg, waren Gesprächsthema des europäischen Adels und zogen Besucher aus ganz Mitteleuropa an. Sie standen den Festen des französischen König Ludwig XIV in nichts nach.

Die Hofgesellschaft wurde auf einem eigens angelegten und reservierten Fahrweg - dem sogenannten Fürstenweg - von der Münchner Residenz an den Starnberger See gefahren. Insgesamt 18 Schranken stoppten den Querverkehr und erlaubten eine angenehme Reise.

Seefest Ignaz Bidermann
Kurfürstliches Seefest mit Bucentaur - Ignaz Bidermann 1738

Bei großen Anlässen waren 450 bis 500 Personen - Gäste, Hofleute, Diener und Mannschaften - an Bord. Wenn im Tafelzimmer gespeist wurde, hatten die Küchenschiffe, das Keller- und das Sommelierschiff beizudrehen. 1671 wurde gar ein 18-tägiges Fest mit Turnieren, Feuerwerken, Jagden, Festessen, Schauspielen und Opern gefeiert, die Festlichkeiten nahmen die gesamte nörd-östliche Seefläche ein. Die Vorbereitung und der Ablauf dieser Feste sind bei HR Klein sehr anschaulich beschrieben. Eindrucksvoll sind die detaillierten Verpflegungslisten mit alten Bezeichnungen für Geflügel und lokale Fische. Hier ansässige Bauern, Fischer und Handwerker konnten sich ein gutes Zubrot verdienen.

Zusätzlich zu seinen Schlössern Starnberg und Possenhofen ließ Kurfürst Ferdinand ab 1676 das Schloss Berg als Anlegeplatz für den Bucentaur bauen. Zwei Jahre später kaufte er das Schloss Kempfenhausen mit den dazugehörigen Ländereien. In seinem Forstenrieder Park ließ er Hirsche aussetzen, die von Treibern und Hunden durch einen eingezäunten breiten Gang südlich um Harkirchen bis hin zum Etztal getrieben wurden. Dort öffnete sich der schmale Gang trichterförmig zum See und ließ den Tieren keine andere Wahl, als ins Wasser zu stürmen, wo sie von der Jagdgesellschaft empfangen wurden.


Aber eine Frage kann auch HR Klein nicht beantworten: Was mögen die Hofherren vom Sattlerhof (heute Will), vom Clausenhof (heute Gastl), vom Schusterhof (immer noch Schuster), von den harkirchener Höfen und den anderen Höfen über dieses Treiben gedacht haben? Sie waren zur Zeit der Feste schon einige Jahrhunderte auf ihren Höfen und lebten ein völlig anderes Leben als die aufgepuderte Hofgesellschaft. Aber das ist eine andere Geschichte.

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Mittwoch, 11. Dezember 2013

Der QUH-Adventskalender: Das 11. Türchen

Für Berger Dorfgeschichten klicken Sie hier oder auf das Bild.
Listenplatz-5

Neueröffnung in Berg

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Das kleine Wunder - rund um Schwangerschaft, Geburt und das erste Babyjahr

Berg kann wieder einmal eine Neueröffnung begrüßen:

Die Kinderkrankenschwester, Babymassage-Kursleiterin und Stillberaterin Irmi Müller-Gorman hat in der Grafstr. 26 nicht nur einen Laden für Erstausstattung, Babykleidung und Produkten für Schwangerschaft und Stillzeit eröffnet, sondern bietet auch Kurse und Beratung an.
Außerdem gibt es jeden Monat einen Baby-Stammtisch, bei dem sich Eltern zum Austausch treffen können - ohne Anmeldung.

Wir wünschen viel Erfolg!

(Foto: H.-P. Höck)

Die Geschichte vom Filmen

Hollywood, Bollywood, Babelsberg, Gemeinde Berg - schon der Klang dieser Namen läßt Cineasten-Herzen höher schlagen.

In unserer kleinen Gemeinde gibt es zwar keine Studios, trotzdem gab und gibt es eine lebhafte Szene von Filmemachern. Hier wurden große Schauspieler geboren, hier lebten sie oder fanden ihre letzte Ruhestätte. Es gab und gibt Filmproduzenten, Filmhändler, sogar ein Kurzfilmfestival.

Heute soll es um Berg als Drehort gehen, schließlich wurden hier großartige und vielfach prämierte Kinofilme gedreht:

Ludwig II Filmplakat

Ludwig II von Luchino Visconti aus dem Jahre 1972 mit Helmut Berger und der wunderbaren Romy Schneider. Die Handlung ergibt sich aus dem Titel. Weniger bekannt ist vielleicht, dass die Originalfassung wegen der Darstellung des homosexuellen Ludwig auf bayerischen Druck stark gekürzt wurde.

Ludwig II am See

Am Starnberger Bahnhof wurde der junge Wolfi Hetzl (lebte später einige Zeit in Assenhausen) für den Film entdeckt, er spielte für herrschaftliche 200 DM einen Lakaien und durfte sich im kalten März nackt aus dem See unter die Pellerine des Königs retten. Es gab noch Nach-Drehs in der Cinecittà in Rom, dann war die Filmkarriere schon wieder vorbei. Wolfi erzählt noch heute begeistert von den Filmaufnahmen und Schauspielern.

Ludwig II Rudern mit Sissi

Auch Sigi Andrä war dabei; eigentlich als Zimmerer beim Friedinger in Starnberg mit dem Bau der Stege befasst, wurde er sogleich angeworben als Ruderknecht. Er durfte die arrogante Ziege (O-Ton Sigi) Sissi/Romy auf die Roseninsel rudern, überhaupt hatten 90 Prozent der Darsteller einen Schlag weg und waren nicht ganz sauber (wieder O-Ton Sigi). Trotzdem war der Visconti-Film für Sigi der Anfang einer jahrzehntelangen Tätigkeit im Filmgeschäft, oft hat er das Kameraboot gefahren. Doch das ist eine andere Geschichte.

Beide bestätigen uns, dass Berg wohl nur als Aussicht vom Westufer ins Bild kam, alle Schloßaufnahmen erfolgten in Possenhofen. Trotzdem bleiben wir dabei: ein Berger-Film! Nicht nur wegen des Hauptdarstellers.


Die Konsequenz Hannawald Prochnow

Die Konsequenz von Wolfgang Petersen aus dem Jahre 1977 mit Jürgen Prochnow (zeitweise wohnte er am Kreuzweg) und Ernst Hannawald. Dieser Film thematisiert die Liebe zweier Männer und den gesellschaftlichen Druck des Jahres 1974. Der Bayerische Rundfunk verweigerte die Ausstrahlung im Rahmen des gemeinsamen ARD Programms, Wolfgang Petersen rief in einem offenen Brief zum Protest auf. Einige Aufnahmen entstanden in der Rottmannshöhe als Heim für schwer erziehbare Jugendliche. In einer Sequenz wird Ernst Hannawald als Erziehungsmassnahme mit kaltem Wasser abgespritzt; schließlich entkommt er aus diesem verhassten Heim, indem er an der Regenrinne herunter in die Freiheit klettert.

Horst Schiedeck aus Aufkirchen hat die Arbeit mit der Filmcrew in guter Erinnerung und erzählt lachend die Anekdote von den vielen Wiederholungen am Frühbeet seiner Gärtnerei mit dem nassen und durchgefrorenen Hauptdarsteller. Statt der erhofften 50 DM erhielt er damals 1000 DM, die seine Tochter Susi am liebsten gleich in ein Pferd investiert hätte.

Auch Jürgen Cosack (Allmannshausen) und Christian Kalinke (Berger QUH Kandidat) denken gerne an die goldene Nasen, die sie sich mit je 350 DM als Statisten, Requisitenaufpasser und Gartenarbeiter verdienten. Sie zeigten sich ebenso talentiert für Dreharbeiten wie für Mäharbeiten.

Trotz des schweren Themas gab es wohl eine lockere Atmosphäre am Dreh, alle Befragten lobten die Crew und die Darsteller, es hat Spaß gemacht.

Auch wir hatten viel Spaß beim Schreiben dieser Geschichte, vielen Dank an alle Informanten.

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