Es war erwartungsgemäß voll geworden beim Jägerwirt in Neufahrn. Melani Suckfüll vom Verein zum Schutz der Wadlhauser Gräben hatte zur Infoveranstaltung geladen und führte souverän durch einen gelegentlich emotional ausbordenden Abend. Auch der Berger Bürgermeister Rupert Monn war in die Höhle des Löwen gekommen.
Was hält sie denn da in der Hand? - Bestens informiert: Melani Suckfüll
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Frage nach dem geschützten Greifvogel Rotmilan. An seine Existenz knüpfen die Neufahrner ihre Hoffnung auf eine Ablehnung des aktuell anhängigen Genehmigungsverfahrens für mehrere WKAs in den Wadlhauser Gräben.
Und laut Gutachter Herr Beutler wurde besagter Artgenosse auch tatsächlich in der Gegend der Wadlhauser Gräben gesichtet. Videoaufnahmen und Fotos sogar mit GPS-Angaben sollen das belegen. Die Horste der Vögel konnten bislang nicht nachgewiesen werden. Neben dem Rotmilan ziehen auch der ebenfalls schützenswerte Schwarzmilan sowie eine Kolonie Graureiher und der Schwarzstorch ihre Bahnen über die Wadlhauser Gräben.
BM Monn steht 120 Neufahrnern Rede und Antwort
Zu der Aussage, dass damit nun ein für alle Mal die Windkraft in den Wadlhauser Gräben gestorben sei, ließ sich BM Monn nicht hinreißen. Er führte aus, dass das Artengutachten der Gemeinde Berg noch nicht abgeschlossen sei und die Ergebnisse dieses Gutachtens durchaus zum Scheitern des Genehmigungsverfahrens führen könnten.
Wie groß die Verzweiflung der Bewohner unserer Nachbargemeinde über die drohenden Growiane sein muss, kam insbesondere in dem weitausholenden Vortrag von Martin Ruhdorfer zum Ausdruck. Der junge Neufahrner hat sich im letzten Jahr in Sachen Windkraft besonders firm gemacht und führte verschiedenste Argumente an, um der Windenergie den Garaus zu machen. Die reichten von Infraschall über unstete Energieproduktion und mangelnde Rentabilität bis zu Neodym, einem chemischen Element, das zu den Metallen der seltenen Erden zählt und beispielsweise in einer Siemens Windturbine verwendet wird. Seine Herstellung ist extrem aufwändig und giftig.
Während sich die Neufahrner über einen Abstand der WKAs von 1000 Meter zu nächsten Wohnbebauung entrüsten, ist in England laut Vortrag von Martin Ruhdorfer einen Mindestabstand von 3 Kilometern gesetztlich festgelegt.
Wo der Abend in Bierhausparolen abzudriften drohte, holte Melanie Suckfüll die Diskussion schnell wieder auf sachlichen Boden. Von den beiden geladenen Ornitologen hätte man sich etwas mehr Gewicht erwartet.